4. Ausgrabungskampagne Sommer 2006Die vierte Ausgrabungskampagne am Tall Zira'a im August 2006 hatte zwei Schwerpunkte:
1. Im Rahmen des Lehrkurses des Deutschen Evangelischen Instituts (DEI) wurde in Areal I gegraben, um die Verhältnisse in der älteren Spätbronzezeit weiter zu klären. Die jüngere Spätbronzezeit (14/13. Jahrhundert v. Chr.) wurde in den vergangenen Kampagnen schon in weiten Bereichen des inzwischen 825 Quadratmeter großen Areal I ausgegraben. Dabei kamen vor allem eine gewaltige Kasemattenmauer, ein Turmbau mit Tempel, eine Toranlage und einige Mauern der Innenbebauung zum Vorschein. In dieser Kampagne wurde besonders an der Wohnbebauung im Inneren der Kasemattenmauer und im Torbereich gearbeitet, wobei ein riesiger Innenhof und angrenzende Räume eines gewaltigen Gebäudes freigelegt wurden. Die ältere Bronzezeit (16.-13. Jahrhundert v. Chr.) besitzt aber mindestens zwei Strata. Unter der Kasemattenmauer wurde eine ältere spätbronzezeitliche Stadtbefestigung entdeckt, die nur aus einer einfachen Mauer besteht. Die Größe der älteren Stadt und die Lage des Toreingangs gleichen in etwa der jüngeren spätbronzezeitlichen Stadt. Schließlich konnte das repräsentative Gebäude der frühen Eisenzeit (Eisenzeit I; 12. und 11. jahrhundert v. Chr.) weiter erforscht werden. Es befindet sich in etwa über der Stelle, die in der jüngeren spätbronzezeitlichen Schicht vom Tempel und vom Stadttor eingenommen wird. 2. Das Keramikofenbauprojekt wurde zu einem vorläufigen Abschluss gebracht: Dabei konnte gezeigt werden, dass es auf dem Tall Zira'a oder in seiner näheren Umgebung mit großer Wahrscheinlichkeit eine lokale Keramikproduktion gegeben hat.
Am Tall Zira'a wurden in einem nach spätbronzezeitlichem Vorbild gebauten Keramikofen (Höhe: 75 cm, Durchmesser: 50 cm, Inhalt des Brennraumes: ca. 100 ltr., Wandstärke: 5 cm aus lokalen Tonen (Tall Zira'a und Um Quais) hergestellte Gefäße gebrannt. Es wurden 50 Gefäße nach Keramiken aus vornehmlich bronze- und eisenzeitlicher Zeit geformt, so wie sie auf dem Tall Zira'a gefunden wurden. Das Ofenbauprojekt konnte erst in Angriff genommen werden, nachdem es anlässlich der Frühjahrskampagne 2006 durch eine geologische Exploration gelungen war, Tonvorkommen in unmittelbarer Nähe des Tall Zira'a festzustellen. (In der Sommerkampagne 2003 waren schon Tonvorkommen in Um Quais ausfindig gemacht worden- mit diesen Tonen wurde damals ein Tabun gebaut.) Dem Keramikofenbau sowie dem Brennen der Gefäße gingen aufwändige Untersuchungen und Experimente in Deutschland voraus: Die lokalen Tone (Tall Zira'a und Um Quais), wie auch die bei den Grabungen aufgefundenen Keramiken wurden in Laboruntersuchungen auf ihre chemische und mineralogische Zusammensetzung hin untersucht. Die Temperaturen, bei denen die Keramiken seinerzeit gebrannt wurden bzw. die zum Brennen der lokalen Tone erforderlich sind, ließen sich über Nachbrenn- bzw. Brennversuchen ermitteln. In einer Töpferwerkstatt wurden die Tone auf ihre Keramiktauglichkeit (Formbarkeit und Brennversuche in einem elektrisch betriebenen Töpferofen) geprüft. Als Abschluss der Voruntersuchungen wurde dann im Juni 2006 in Brüggen-Born aus (heimischem) Ton ein Prototyp des konzipierten Keramikofens gebaut und mit 30 Gefäßen bestückt, die aus Tonen vom Tell Zira'a und von Um Quais geformt wurden (Hanna Brückelmann) und in ihrer Form den auf dem Tall Zira'a gefundenen bronze- und eisenzeitlichen Keramikgefäßen entsprachen. Der Ofen wurde bei jeweils 650°C und bei 750°C betrieben. Die Keramikbrände waren zwar typgerecht (ca. 10% Bruch), allerdings wies der Ofen nach dem Brand starke Risse auf und war für weitere Brennversuche nicht mehr einsetzbar Die chemischen Untersuchungen ergaben, dass die lokalen Tone stark CaO-haltig sind und in ihrer Zusammensetzung den auf dem Tall Zira'a gefundenen Keramiken der Warengruppen WM C R2B, WM C Buff bzw. Cl Bu2Br nahe kommen. Wie die Nachbrennexperimente mit Keramikproben dieser Warengruppen zeigten, lagen die Brenntemperaturen zwischen 550-600°C und 750-800°C. Diese Temperaturen konnten mit dem Ofen leicht erreicht werden, die beiden Brände (bei 650°C und 800°C mit jeweils 25 Gefäßen) lieferten typkonforme Ware (wenig Bruch). Es stellte sich aber heraus, dass mit diesem Ofentyp dauerhaft keine Temperaturen > 900 C, wie sie für das Brennen stark SiO2-haltiger Keramik (u. a. Cl Red, röm. - byz.) erforderlich sind, erzielt werden können. Selbst nach den Versuchen, Temperaturen von >900°C zu erreichen, befand sich der Ofen noch in gutem Zustand. Das ist wohl letztlich auf die Zugabe besonderer Magerungsmittel beim Aufbau , sowie auf die spezielle Methode des Trocknens und Ausheizens des Ofens zurückzuführen.
Der Ofen wurde von Abu Mustaffa, einem jordanischen Landwirt, gebaut, der seine Erfahrungen als Tabunbauer einbrachte. (Der Tabun im Sommer 2003 wurde ebenfalls von ihm gebaut.) Die Gefäße wurden vor Ort von Hanna Brückelmann (Born-Brüggen) gefertigt. Zum Vergleich wurden ebenfalls Gefäße (mit geringerem Erfolg: ca. 50% Bruch) in einer offenen Feuerkuhle gebrannt. >> Film zum Ofenbau: Final Publication Appendices 3.5 Ein ganz besonders herzlicher Dank gebührt all unseren Geldgebern und Förderern, insbesondere dem Freundeskreis des BAI. Außerdem danken wir der Hugo Gressmann-Stiftung, Hannover, für die großzügige Förderung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses. Stand der Information: 2006
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