6. Ausgrabungskampagne Frühjahr 2008

Die Frühjahrskampagne 2008 fand vom 7. März bis zum 14. April 2008 auf dem Tall Zira´a statt. In diesem Jahr waren 21 Team-Mitglieder, 10 Senior-Volontäre, 28 Volontäre der Thomas-Morus-Akademie Bensberg/Köln sowie 15 arabische Mitarbeiter beteiligt. Allen sei unser herzlicher Dank gesagt!

Wir arbeiteten in diesem Frühjahr in den Arealen I und II – im Sommer werden wir am dritten Areal ("römische Villa") im Süden des Talls weiterarbeiten.

Das Areal I im Westen des Talls dient insbesondere der Klärung der Stratigrafie des Talls.

Am Ende der Frühjahrskampagne waren dort 1075 m2 geöffnet. Sie bieten einen beeindruckenden Einblick in die Geschichte des nördlichen Ostjordanlandes von der späten Bronzezeit bis in die islamische Epoche. Natürlich reicht die große und lange Geschichte des Talls noch in weit frühere Zeiten – bis in die Mitte des 4. Jahrtausends, doch bisher konnte in Areal I nur ca. 4,5 m der weit über 12 m mächtigen Kulturschicht ergraben werden.

Im südlichen Bereich des Areals I wurde u.a. ein gut erhaltener mehrfach isolierter Ofen der Eisenzeit I entdeckt (im linken Bild vertikal geschnitten, rechts im Fundzustand).


In Areal I haben wir nun den gesamten Bereich bis auf eine Tiefe freigelegt – bis auf das jüngste Stratum unserer spätbronzezeitlichen Bebauung (13. Jahrhundert v. Chr.). Die beeindruckende Monumentalarchitektur des damaligen Stadtkönigtums besticht durch ihre gute Erhaltung und ihre exakte bauliche Ausführung.

Nördlich und südlich des durch einen mächtigen Turm geschützten Fußgängereingangs – der Zugang von den beiden Unterstädten bot – war die spätbronzezeitliche Stadt durch kasemattenartige Mauern geschützt. Wir entdeckten bisher 3 Hofhäuser, die allesamt noch im östlichen Bereich vollständig ausgegraben werden müssen.

Im Süden wie im Norden des Ausgrabungsbereiches entdeckten wir im Jahr 2008 je ein monumentales Bauwerk. Beide werden in unserer künftigen Ausgrabungsstrategie eine wichtige Rolle spielen. Aus dem ersten freigelegten Raum des nördlichen Bauwerkes stammten im Jahr 2007 bereits 23 Rollsiegel. Inzwischen haben wir insgesamt 30 gefunden. In 2008 entdeckten wir u.a. auch das beeindruckende Treppenhaus des nördlichen Monumental-Gebäudes.

Enorm ist der Fundreichtum dieser Hausstrukturen. Neben den bereits erwähnten Rollsiegeln wurden wieder Skarabäen, ein gut erhaltener Kernos, ein silbernes Miniaturgefäß, viele Bronzewerkzeuge (Nadeln, Ahlen, ein Meißel) sowie gut erhaltene Dolche mit Nieten (die die Verbindung zum Griff gewährten), eine ägyptische/ägyptisierende bemalte Figurine, weitere Figurinenfragmente und vieles mehr gefunden. Die große Menge an Glasperlen sowie Rohglaslinsen und entsprechende industrielle Keramikbehälter deuten neuerlich darauf hin, dass es eine Glasverarbeitung auf dem Tall Zira´a gegeben haben könnte. Die neu aufgefundenen Rollsiegel haben verschiedene Bearbeitungszustände, u.a. gibt es auch einen unbearbeiteten Rohling, was ähnliche Schlussfolgerungen zulässt. Viele zyprische, mykenische und phönizische Importe runden das reiche Bild der spätbronzezeitlichen Funde ab.

Das Areal II befindet sich im Nordosten des Talls. Hier sind aufgrund der Lage des Talls besonders administrative und repräsentative Bauwerke zu erwarten. Am Ende der Kampagne 2008 waren etwas mehr als 700 m2 geöffnet. Areal II besticht durch seine großzügige Bauanlage. Hier wird nach einer weiteren Öffnung des Areals im Jahr 2009 erst in den Folgejahren mit der weiteren Ergrabung vor-klassischer, prähistorischer Befunde begonnen. Derzeit wurden römische bis byzantinische Bauwerke freigelegt. 4 vollständige bzw. nahezu komplette Amphoren aus byzantinischer Zeit wurden hier aufgefunden.

Die wichtigsten Ergebnisse werden hier - wie immer - nur kurz beschrieben. Für alle weiteren Informationen bitten wir, unsere Beiträge in ADAJ (Annual of the Department of Antiquities of Jordan) und in deutschsprachigen Zeitschriften heranzuziehen. Bitte schauen Sie in unsere Bibliografie.

Stand der Information: 2008

AKTUELLER HINWEIS (2017)

 

Ausführlich werden die Ergebnisse

der Grabungskampagnen von 2003 bis 2011

in der Endpublikation dargestellt.


Projektpartner

Biblisch-Archäologisches Institut Wuppertal   (BAI
Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes   (DEI)

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